Die Geschichte der Barmstedter Schützengilde
von 1839 e.V.
Der Altersnachweis der Barmstedter Schützengilde befindet sich auf der ältesten Königskette, die der Gilde noch zur Verfügung steht.
Beim Erstellen der Festzeitschrift zum 150 jährigen Jubiläum wurden viele Informationen über die Gilde zusammen getragen. Auf diesem Weg, nochmals Danke für die damals geleistete Arbeit.
Während der Erstellung ist aufgefallen, dass sich einiges wiederholt. Beim Studium der alten Protokollbücher gab es die gleichen Tagesordnungspunkte wie heute und auch ähnliche Probleme. Es freut uns, dass es in den letzten 173 Jahren Vereinsgeschichte immer Mitglieder gab, die die Ehrenämter besetzten und dabei die Tradition der Gilde fortführten, was aber nicht bedeutet, dass die Gilde auf dem "alten" Status stehengeblieben ist.
Vor über 100 Jahren am 10.05.1911 wurde die Gilde neu gegründet. Sie erhielt eine neue Statute mit dem Leitsatz:
"Der Zweck der Gilde ist die Aneignung größerer Fertigkeiten im Schießen mit der Büchse, sowie die Veranstaltung gelegentlicher volkstümlicher Feste."
Zwischenzeitlich sind weitere Disziplinen dazu gekommen und die Anforderungen an Ringzahlen sind immer höher geworden.
Zusätzlich sind die gesetzlichen Vorgaben für unseren Sport überproportional gestiegen und stellen die Gilde und die Ehrenamtlichen vor immer neue Herausforderungen.
- Das offizielle Gründungsjahr unserer Gilde ist 1839 -
An der ältesten Königskette der Gilde befindet sich eine datierte Plakette, die nachweist, dass die Barmstedter Schützengilde schon seit mindestens 1839 besteht (siehe Foto oben). Mehr Beweise lassen sich bis heute nicht mehr erbringen, denn erst nach der Übernahme Preußens wurden ein offizielles Register angelegt.
Trotz intensiven Nachforschungen ist es bisher nicht gelungen, einen urkundlichen Vermerk über die Gründung der Gilde zu finden. Alle Bemühungen beim Landesarchiv in Schleswig waren bislang erfolglos. Eine Anfrage beim Reichsarchiv in Kopenhagen, auf die man noch große Hoffnungen gesetzt hatte, brachte leider auch kein Ergebnis. Das dänische Reichsarchiv teilte mit, dass in den in Frage kommenden Protokollen, die dem König zur Bestätigung vorgelegt wurden, keine Eintragungen über die Gilde zu finden seien. Das Gründungsjahr der Barmstedter Schützengilde ist somit unbekannt. Den ersten sicheren Hinweis auf eine Gründung gibt uns ein kleiner Gegenstand. Es ist die älteste Plakette an der schönen alten Königskette unserer Gilde mit der Jahreszahl 1839 (siehe Foto am Anfang dieser Seite)
~ 21.05.1892 ~
Wahrscheinlich ist die Gilde mehrfach neu gegründet wurden. Das älteste Protokollbuch, dass im Vereinsbesitz ist, stammt von dem 21.05.1892. Es handelt von einer Gründungsversammlung im "Locale des Gastwirts Schmidt". Das es sich dabei nicht um eine völlige Neugründung handelt, geht aus dem vermerkten Beschluss hervor "an die früheren Schützen eine Einladung zum Beitritt" ergehen zu lassen. Den Vorsitz dieser Vereinigung, die sich zunächst
"Schützenverein des Kirchenspiels Barmstedt"
nannte, übernahm der damalige Bürgermeister O. Rode. Ab 1900 folgte dann der Buchdruckereibesitzer A. Christen (bis 1917) in dieses Amt.
Der Gastwirt Schmidt pachtete daraufhin eine Koppel auf dem Sielberge und erbaute dort einen Schießstand. Die Verein mietete diesen für 50 Mark pro Jahr.
~ 21.06.1911 ~
In der Generalversammlung am 21.06.1911 beschloss man dann, sich wieder den alten Namen "Barmstedter Schützengilde von 1839" zu geben. Dieser Name stützte sich schon damals darauf, dass die Gilde mindestens seit 1839 bestand. Mit Ausnahme der Kriegsjahre 1845 / 51, 1864 und 1870 / 71 sind die anschließenden Jahrgänge an der Königs-Kette mit einem Schild vertreten.
~ 09-11.06.1912 ~
Das erstes großes Schützenfest am Rantzauer See. Mit zwei Festzelten und einem Weinzelt mit Damenbedienung feierten die Barmstedter Schützen mit ihren Gästen. Zimmermeister Lohse erbaute extra eine Kegeldoppelbahn. Am dritten Tag erfolgte als Höhepunkt des Festes ein Königsschießen und es gab ein Brillantfeuerwerk.
~ 75-jähriges Bestehen 1914 ~
Mit einem riesigen Fest wurde das 75 jährige Bestehen gefeiert. Der Festplatz der Ohkate, der abends elektrisch beleuchtet wurde (damals eine Seltenheit für Barmstedt) war u.a. mit zwei großen Tanzzelten, vielen Karussells, einem Hippodrom, einen Kasperletheater und zwei Kegelbahnen besetzt. Zum Festzug hatten sich 29 Vereine angemeldet. Es wurden u.a. drei Festwagen mitgeführt, die den Schießsport zur Zeit der Germanen, im Mittelalter und in der damaligen Zeit darstellten.
~ 7-8.08.1927 ~
Nach der Kriegszeit und der Inflation fand erstmalig wieder ein Schützen- und Volksfest statt.
~ 24.06.1932 ~
Die Barmstedter Schützengilde von 1839 spielt gegen die Freiwillige Feuerwehr Barmstedt Fußball. Die Schützen verlieren jedoch, aber der Reinerlös der Eintrittsgelder floß der weiblichen Diakonie für Wohltätigkeitszwecke zu.
~1940 ~
Nach dem drei Jahre kein Königsschießen durchgeführt wurde, entscheidet die Generalversammlung, dass es in diesem Jahr wieder durchzuführen sei. Das ein Schießen stattgefunden hat ist bekannt, doch das war der letzte Eintrag in dem Protokollbuch, bis 1952.
~ Frühjahr 1952 ~
Nach der Kapitulation 1945 verfügt die englische Besatzungsmacht die Auflösung der alten Gilde und das Vermögen wird beschlagnahmt. Erst nachdem sich die politische und wirtschaftlichen Verhältnisse etwas gefestigt hatten, finden auf Betreiben einiger alter Gildemitglieder, u. a. durch Heinrich Grelck, Hans Glismann und Helmuth Prange, im Frühjahr 1952 eine erste Vorbesprechung über eine Gilde-Neugründung im "Waldschlösschen" statt.
~ 10.09.1952 ~
Neugründung des Vereins im Hotel "Stadt Hamburg". 37 Mitglieder hat der neugegründete Verein. Zum 1. Vorsitzenden wird einstimmig Heinrich Grelck gewählt, 2. Vorsitzender wird Kuno Lüdemann, Schriftführer Helmuth Prange und Kassenwart Hans Glismann. Zunächst wird jeden zweiten Mittwoch im Monat Luftgewehr geschossen. 1953 wird der Grund und Boden des ehemaligen Schießstandes der Gilde übertragen. 1955 zählt die Gilde schon 83 Mitglieder, acht davon mit Uniform.
~ 16.06.1956 ~
Das erste Schützenfest wird durchgeführt. Schützenbruder Fritz Eggert stellt dafür seinen neuerbauten Schießstand zur Verfügung. In den folgenden Jahren werden unter großer Anteilnahme der Bevölkerung wieder Schützenfeste durchgeführt.
~ 1957 ~
Eine Jungschützengruppe wird gebildet, maßgeblich beteiligt war hierbei der Schützenbruder Franz Kril.
~ 01.04.1959 ~
Auf der Generalversammlung beraten die Schützen erstmalig über den Bau eines vereinseigenen Schießstandes in der Sandkuhle "Am Schäferfeld" von Schützenbruder Helmut Fuhlendorf.
~ 01.01.1961 ~
Die Barmstedter Schützengilde von 1839 tritt dem Kreissportverband Pinneberg bei.
~ 1962 ~
Die Erdarbeiten zum Bau des vereinseigenen Schießstandes beginnen. Dank der Bereitstellung von Baumaschinen ansässiger Baugeschäfte gehen die Arbeiten flott voran.
~ 11.06.1964 ~
Nach weit über 1500 Arbeitsstunden erfolgte die Bauabnahme durch Polizeihauptkommissar Kerwin aus Kiel und Stadtbaumeister Rittner. Beanstandungen gab es keine. Die Halle ist 120 m² groß. Eine durchgehende Glasfensterwand trennt den Festraum von der eigentlichen Schießhalle. Es sind zwei 100-Meter-Bahnen vorhanden, die eine automatische Scheibenzuganlage haben. Daneben sind noch zehn Bahnen für Kleinkaliber auf einer Entfernung von 50 Meter vorhanden.
~ 04.07.1964 ~
Zur Namensgebung des neuerbauten Schießstandes und anläßlich des 125-jährigen Bestehens, veranstaltet die Schützengilde eine Feierstunde. Der 1. Vorsitzende konnte u. a. als Gäste Bürgermeister Christiansen, Bürgervorsteher Glismann, Stadtrat Dr. Biesterfeldt und den Vorsitzenden des BMTV Barmstedt Johs. Rotermund begrüßen.
In Erinnerung an den unvergesslichen Schützenmajor Heinrich Grelck wurde nach dem Willen der Schützen in feierlicher Weise dem neuen Stand der Name "Heinrich Grelck-Schießstand der Barmstedter Schützengilde von 1839" verliehen. Adjutant Otto Bruhn nahm die Namensgebung vor. Er würdigte in kurzen Worten die Verdienste Heinrich Grelcks, dessen Name für alle Schützen eine Verpflichtung bedeute und enthüllte die formschöne Namenstafel. (Diese Tafel ist eine Stiftung des Schützenbruders Hans Doering für die Gilde zu Ehren des Schützenmajors Heinrich Grelck.)
Bürgermeister Christiansen gratulierte der Gilde sehr herzlich zu der hier vollbrachten Gemeinschaftsleistung. Im Hinblick auf der Namensgebung sagte er: "Es ist immer eine gute Sache, wenn man einen Menschen, der Idealist war und der sich für andere eingesetzt hat, in dieser Weise ehrt. Schützen waren immer gute Bürger, die die Tradition und die Herstellung guter menschlicher Beziehung gepflegt haben."
~ 10. bis 13.07.1964 ~
Das 125-jähige Bestehen wird mit einem großen Schützen- und Volksfest erstmals wieder im eigenem Schießstand in Barmstedt gefeiert. Nachdem der Bürgermeister Christiansen auf der 100-Meter-Bahn den ersten Schuss abgab, erklärte er den Schießstand für offiziell eingeweiht. Als Jubiläumskönig wurde Willi Mohr, Besitzer der "Seegaststätte" gekürt.
~ 1988 ~
Die Traversen auf den KK-Bahnen wurden erneuert.
~ 10.02.1989 ~
In den vergangenen Jahren wurde der Schießstand weiter ausgebaut. Ein Anbau von Toiletten, der Einbau einer Heizungsanlage, die Errichtung eines Pistolenstandes und der Ausbau des Luftgewehrstandes mit Steinaußenwänden wurde durchgeführt.
Eine wichtige Generalversammlung wurde am 10.02.1989 abgehalten. Die Gildemitglieder beschlossen nach mehren erfolglosen Anläufen in den Jahren zuvor in einer "Abstimmung mit vielen Emotionen" endlich auch Frauen als Mitglieder in die Gilde aufzunehmen.
~ 03.05.1989 ~
150 Jahre Barmstedter Schützenverein von 1839. Mit Umzügen und Heißluftballons, Partys und Kinderveranstaltungen wurde das Jubiläum gefeiert. Jubiläumskönig wurde Rolf-Dieter Barz.
~ 07.02.1998 ~
Auf der Generalversammlung werden umfassende Innen- und Außenbauarbeiten beschlossen. Der Tresen wanderte an eine andere Stelle, die Waffenkammer wurde vergrößert, die Küche erneuert und das Dach restauriert.
~ 09.04.1999 ~
Eine neue Jugendkönigskette wird angeschafft, auf das weitere Jugendmajestäten folgen mögen.
~ 30.08.2002 ~
Eine neue Bürgerschützenkönigs-Kette wird beschafft. Der Erste der sich drauf verewigen darf, ist Bürger-Majestät Tobias Hallies.
~ Februar 2003 ~
Unsere Schützengilde hat mit sinkenden Mitgliederzahlen und steigenden Unterhaltskosten zu kämpfen. Diese Momentaufnahme und die nicht in Aussicht stehende Änderung zwingen den Vorstand auf der Generalversammlung zu einem Entschluss, der von den Schützen mitgetragen wird: Ab sofort wird auf auswärtige Ummärsche verzichtet und das Schützenfest an sich auf eine Schießwoche mit Proklamation und Königsabholung begrenzt. Dieser Entschluss fällt schwer und die Gilde hofft trotzdem noch in Kontakt mit den umliegenden Vereinen zu bleiben.
~ 08.07.2004 ~
Der Schießstand der Barmstedter Schützengilde von 1839 e.V. wird 40 Jahre alt.
~ 13.04.2007 ~
Die sinkenden Mitgliederzahlen zwingen die Gilde auch auf die traditionelle Königsabholung zum Schützenfest zu verzichten.
~ 01.06.2011 ~
Um die Preisverteilung beim Jedermannschießen zu optimieren, führt die Gilde ab diesem Jahr das Final-Schießen ein. Die 10 besten Schützen sollen hier noch einmal ihr Können unter Beweis stellen und damit die Möglichkeit bekommen, sich als erster Ihren Preis aussuchen zu dürfen.
~ 02.09.2011 ~
Die Renovierung des Sport-Pistolen-Standes ist abgeschlossen. Es wurde das Dach erneuert und die Traversen verstärkt. Nach der Abnahme durch den Sachverständigen ist jetzt möglich, alle üblichen Handfeuerkaliber dort zu schießen.
~ 07.09.2012 ~
Die Internetseite der Barmstedter Schützengilde geht online.
~ 2014 ~
175 Jahre Barmstedter Schützengilde von 1839 e.V.
Die Gilde feiert ihr Jubiläum mit einem Festkommers mit 135 Personen von befreundeten Gilden und Vereinen. Ein Fahneneinmarsch mit 10 Traditionsfahnen eröffnet den Abend. Darauf folgen viele Reden, mit kleinen Anekdoten und Witz. Die Traditionsfeste werden ein wenig anders gefeiert. Es wird bewusst anderes ausprobiert, ein kleines Zeichen das eine 175 Jahre alte Gilde nicht verstaubt sein muss.
Jubiläumsschützenkönig wurde 2014 Walter Glismann.
~ 20.02.2015 ~
Generalversammlung
und schon ein "Fehler", ab sofort heißt es "Mitgliederversammlung"
Eine weitere Veränderung in der Gildesatzung. Ab diesem Zeitpunkt besteht der Vorstand aus 6 Vorstandsmitgliedern, die ihre Aufgaben selbst untereinander aufteilen. Bessere Aufgabenverteilung und eine Person mehr sollen Erleichterung bringen und Platz für Neuerungen schaffen.
~ November 2015 ~
Pistolen-Stand
Nach Beschwerden aus der Nachbarschaft und einer zwischenzeitlich Anpassung im Lärmschutzgesetzt ist nicht mehr möglich unseren baurechtlichen für Großkaliber vollständig abgenommen Pistolen-Stand wie gewohnt zu nutzen. Ab diesem Zeitpunkt sind dort nur noch kleinkalibrige Waffen (also Sportpistolen und Revolver) zulässig. Das bedeutet einen großen Einschnitt in unseren Sport. Eine Fortführung wäre nur mit nicht finanzierbaren Umbauten möglich.
~ 10.02.2017 ~
Mitgliederversammlung
Der amtierende erste Vorsitzende Walter Glismann wird aufgrund seiner Verdienste während seiner langjährigen Vereinsarbeit zum Major der Schützengilde ernannt.
~ 2020-2022 ~
Corona schränkt das Gildeleben stark ein.
Erst im Herbst 2021 ist wieder eine Mitgliederversammlung mit einem halben Jahr Verspätung möglich. Die Königswürde wird nach 2019 erst wieder im Herbst 2021 weiter gegeben, sodass erstmals eine Königsrotte mehrere Jahre amtiert.
Autoren: Till Gallas & Walter Glismann